Vorschau: La Vuelta a España 2013

Die diesjährige Vuelta wird eine der Schwierigsten Rundfahrten der letzten Jahre. Elf Bergankünfte, eine mehr als im letzten Jahr, darunter auf der 20. Königsetappe der berüchtigte Alto de l’Angliru, der zuletzt vor zwei Jahren angesteuert wurde und das Rennen entscheidend prägte. Wir erinnern uns: Wiggins fiel zurück, Froome musste warten, Cobo fuhr davon und gewann die Rundfahrt. In diesem Jahr wird ohne Zweifel der beste Kletterer den meisten Schaden anrichten können, spätestens wenn es in der dritten Woche in die Pyrenäen geht.

Zu den Highlights gehört eine seltene Bergankunft in Frankreich, genauer am Col de Peyresourde, sowie erneut dem Coll de la Gallina in Andorra, wo Valverde, Rodriguez und Contador im letzten Jahr Chris Froome abhingen.

vuelta a espana map strecke 2013

Die Strecke gibt es hier in hoher Auflösung

Es folgen eine Übersicht über die erste, zweite und dritte Woche, sowie eine Auflistung der Favoriten:

Die erste Woche: 24.08 – 30.08

Die Rundfahrt startet mit einem Teamzeitfahren im äußersten, westlichen Ende der iberischen Halbinsel, passenderweise trägt die Region den Namen Fisterra, was sich im Lateinischen zu „Landesende“ ableiten lässt und die Veranstalter dazu bewog, der Etappe den Namen „Etappe am Ende der Welt“ zu geben. Ein folkloristischer Bonus: das Zeitfahren wird auf einer sogenannten „Batea“ gestartet, einer hölzernen Platform, die in dieser Region zum Muschelfischen benutzt wird.

In der ersten Woche bestreiten die Fahrer vier Etappen durch Galizien, wobei die zweite direkt mit einer langen, aber nicht besonders steilen Bergankuft am Alto da Groba endet. Die dritte Etappe wird im Roadbook als Flachetappe bezeichnet, dabei geht es am Ende 250m weit hoch zum Mirador de Lobeira. Auch die vierte Etappe wird den Fahrern mit einem hügeligen Profil keine Ruhe lassen. Drei wirkliche Sprintetappen folgen, bevor es in der zweiten Woche nach Andalusien zu drei aufeinanderfolgenden Bergankünften kommt.

Die zweite Woche: 31.08 – 07.09

Der Alto de Peñas Blancas auf 970m prägt das Finale der achten Etappe in der Provinz Málaga. Der Valdepeñas de Jaén am Ende der 9. Etappe ist zwar nur einen Kilometer lang, dafür aber mit knapp 27 – 30% extrem steil, bevor es zur 10. Etappe in die Sierra Nevada geht, wo der erste Berg der höchsten Kategorie, der Alto de Hazallanas auf 1.680 Metern erklommen wird.

Der erste wohlverdiente Ruhetag und ein langer Transfer nach Aragonien findet am 3. September statt, woraufhin das einzige Einzelzeitfahren auf der 11. Etappe auf dem Programm stehen. Zeitfahrspezialisten wie Bradley Wiggins werden es auch hier schwer haben, denn der 38 Kilometer lange Kurs beinhaltet einen Berg der dritten Kategorie auf 1100 Metern (Start und Ziel liegen auf knapp 500 Metern Höhe). Es folgen zwei Etappen im Osten Spaniens in Richtung Mittelmeer, wo Sprinter oder Ausreisser ihr Glück versuchen werden. Zum Finale der zweiten Woche wartet der Collada de la Gallina in Andorra auf die Fahrer, welcher schon im letzten Jahr befahren wurde. Eine besondere Schwierigkeit sind jedoch, anders als im letzten Jahr, die beiden Anstiege vor der Bergankunft: der Port de Envalira und der Coll de Ordinod.

Die dritte Woche: 08.09 – 15.09

Zur 15. Etappe sind die Fahrer endgültig im Norden Spaniens angekommen und werden ihn erst zum Finale in Madrid wieder verlassen. Diese Pyrenäenetappe führt über den Port de Balès mit 7,7% auf 11,7 Kilometern zum Col de Peyresourde nach Frankreich und ist mit 232,5 Kilometern zugleich die längste Etappe der Rundfahrt. Sobald die Fahrer den Peyresourde hinter sich gelassen haben, führt der letzte Kilometer flach ins Ziel. Die letzte Bergankunft in den Pyrenäen zur 16. Etappe am 9. September führt in einem stufigen Profil von Graus zur Skistation Áramon Formigal mit echten Chancen für Ausreisser. Nach einem letzten Ruhetag folgt eine relative flache Etappe mit zwei kleineren Bergwertungen.

Der Showdown auf dem letzten drei Tagen vor Madrid: zur 18. Etappe werden die Fahrer auf den harten Verlauf der letzten Tage eingestimmt. Eine wellige Etappe mit einer Bergankunft von Peña Cabarga in Kantabrien, wo sich J.J. Cobo und Froome zwei Jahre zuvor ein spannendes Duell lieferten und Froome die Etappe für sich entschied. Einen Tag später geht es nach Asturien etwas ins Landesinnere, mit einem auf und ab hoch zum Monte Naranco.

alto de l'angliro vuelta 2013

Das Beste zum Schluss: der Alto de l’Angliru – Foto: engerundio (Flickr) CC-By-NC-SA

13 Kilometer lang bergauf auf bis zu 23% Steigung – den Alto de l’Angliru in Asturien haben sich die Veranstalter für den letzten Tag vor der Ehrenrunde durch Madrid aufgehoben. Bereits nach der Hälfte des Anstieges werden die Fahrer mit 22% Steigung konfrontiert, was sich mehr oder weniger bis 100m vor dem Ziel nicht ändert. Erst zum fünften Mal überhaupt wird der Angliru angesteuert, da er erst im Jahr 1999 asphaltiert wurde. Zuletzt war er im Jahr 2011 teil der Strecke, wo die Zuschauer zuhause jedoch durch das schlechte Wetter und durch die in der Steigung umkippenden Kameramotorräder nicht viel zu sehen bekamen.

Auf 100 Kilometern in Richtung Madrid können sie die Fahrer und der Sieger nun feiern lassen, die letzte Etappe endet sicher in einem Massensprint.

Eine praktische Grafik mit der Strecke, den Daten, Orten und Etappentypen gibt es hier.

Die Favoriten

Natürlich werden wieder die Spanier diese Rundfahrt bestimmen wollen, so wie im letzten Jahr Contador, Valverde und Rodriguez mit kleineren Attacken von Chris Froome umgehen mussten, das Podium letztendlich aber unter sich ausmachten. Movistar bringt neben Valverde wohl auch Benat Inxausti mit zur Vuelta, ein Edelhelfer mit dem man rechnen muss.

Sky schickt Bradley Wiggins an den Start, der die Giro aufgrund von Krankheit und Verletzung verliess und die Titelverteidigung bei der Tour mit Hinblick auf Chris Froome’s Formdominanz lieber ausliess. Wiggins ist kein reiner Kletterer, bei den wenigen Zeitfahrkilometern und der vermeintlichen Formschwäche wird er nur in der Top 10, von einigen eher Top 20 angesiedelt.

Auch die Euskatel Fahrer Sammy Sanchez und Igor Anton, ersterer nach längerer Verletzungspause, werden in ihrem Heimatrennen versuchen einiges auszurichten. Nicht unerwähnt bleiben sollte Ivan Basso, der zwar bei der Giro und der Tour de France nicht antrat und seit seiner Dopingsperre nie zu alter Form zurückfand, als Cannondale Teamleader aber seine Revanche plant. Team Sky’s Sergio Henao ist zwar ein sehr junger, aber in den Bergen äußerst talentierter Fahrer, einer der vielen aufstrebenden Kolumbianer der Liga. Einige Fahrer die man für Etappensiege im Auge behalten sollte: Daniel Martin (Garmin), Leopold König und Jan Barta (NetApp – Endura), die sich für die Wildcard bedanken wollen, Roman Kreuziger (Saxo Bank – Tinkoff) und AG2R’s Neuzugang Domenico Pozzovivo, der bei der Giro 2012 einige Etappen gewann. John Degenkolb, der in den Vorjahren zahlreiche Sprintetappen dominierte, wird übrigens nicht antreten.

Hoch gehandelt wird aber vor allem Vincenzo Nibali, der nach seinem Sieg bei der diesjährigen Giro d’Italia eine hervorragende, ziemlich unschlagbare Kletterform bewies und anstatt die Tour de France anzupeilen, den Rest seiner Saison auf die Vuelta ausrichtete. Natürlich ist hier die Frage ausschlaggebend, wie lange Nibali seine Topform fast vom Beginn der Saison ende Mai bis ende August hoch halten kann. In der Hinsicht haben aber viele Topathleten schon bewiesen, dass dies durchaus möglich ist – zuletzt Bradley Wiggins in seiner herausragenden Saison 2012, wo sich einige Beobachter schon bei seinem Sieg bei der Dauphine zum mittlerweile zum Running Gag verkommenen Spruch verleiten liessen „Did he peak too soon“? Es liegt an Nibali den Kritikern das Gegenteil zu beweisen.

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