Über Kommunikation im Professionellen Radsport

Janez Brajkovic bei der Tour of California - mit freundlicher Genehmigung von Doug Pensinger

Im Sommer diesen Jahres verbrachte ich zwei Monate in den USA, um zum Ende meines Studiums als Kulturwirtin an der Uni Duisburg-Essen im Radsportumfeld für meine Bachelorarbeit zu recherchieren. Als akkreditierte Journalistin bei der Tour of California und durch Kontakte über Twitter durfte ich einige Interviews mit Fahrern und Sportdirektoren über Kommunikation im Radsport führen. Meine Arbeit behandelt das sowohl Thema interne Kommunikation und den Umgang mit verschiedenen Nationalitäten im Team, als auch externe Kommunikation mit Sponsoren, Fans und den Medien.

Mein Ziel bestand darin, zu untersuchen wo und warum Probleme entstehen und wie eine effektive Kommunikation dazu beitragen kann, Teams erfolgreich zu führen – angefangen bei der Kommunikation mit Fahrern und Mitarbeitern, bis zur Sicherung des Einkommens durch gute Team-PR in einer Sportart die zu 100% von Sponsorengeldern abhängig ist.

Die Arbeit habe ich auf Englisch verfasst. Wer sich also nicht durch die knapp 45 Seiten lesen möchte oder kann, dem empfehle ich die transkribierten, oft relativ knappen aber aufschlussreichen Interviews mit deutschen Fahrern im Anhang.

Hier geht’s zur kompletten PDF-Datei.

Hier außerdem, auf Deutsch, meine Zusammenfassung:

Die Ergebnisse dieser Arbeit legen die Implementierung folgender Vorgehensweisen in der internen und externen Kommunikation nahe:

  • In der internen Teamkommunikation werden Sprachbarrieren von vielen Fahrern anscheinend auf einfache Art überwunden, jedoch können sie für Fahrer, die versuchen sich in einer fremden Teamkultur zurechtzufinden, ein Problem darstellen. Die Rolle des Sportdirektors als Kommunikator ist wichtig, jedoch oft unsicher und überladen, während ein Coach, welcher vom Team selbst angestellt wird, als Intermediär fungieren kann. Dies stärkt die Kommunikation im Team und hilft einem neuen Fahrer mit dem Übergang in neue Strukturen.
  • Managementrollen sollten klar sein, um feste Verantwortlichkeiten und strikte interne Kommunikationswege zu etablieren. Jedoch fehlt es manchen Teams an einer betriebswirtschaftlichen Herangehensweise sowie fehlender Personalplanungsstrategien, was zu geringer Motivation im Team und der Überbeanspruchung von Sportdirektoren im Management von Fahrern und Mitarbeitern führen kann.
  • Missmanagement im Team kann nicht nur ernste Konsequenzen im Bezug auf die Leistung der Fahrer haben, sondern auch die Langlebigkeit eines Teams beeinflussen, weshalb ein ständiger Austausch zwischen Fahrern und dem Management eine wichtige Rolle spielt.
  • Das Ziel der Sponsoren, welche in den Radsport investieren, ist nicht nur die Steigerung von Wiedererkennungswerten ihres Namens, sondern auch das Finden von natürlichen Business to Business Kontakten im Umfeld des Sports. Den Unternehmen ist es zudem wichtig, einen Insider-Einblick in das Team zu erhalten, sowie kontinuierliche, beiderseitige Kommunikation zwischen Team und Unternehmen aufrecht zu erhalten. Wenn Teams mit potentiellen Sponsoren verhandeln, sollten sie sich nicht auf potentielle Siege und zusammenhangslose Media-Performancekennzahlen verlassen, sondern die Möglichkeit von B2B-Verbindungen hervorheben. Teams sollten zudem bei Sponsoren-Pitches die Hilfe von erfahrenen PR-Agenturen in Erwägung ziehen.
  • Der derzeitige Umgang mit Sponsor Relations im Bezug auf Fahrer, welche ein Produkt auf deren Social Media Kanälen bewerben, ist durch eine oft niedrige Übereinstimmung des Sports mit dem Produkt des Sponsors sehr unzureichend. Obwohl ein Radsportteam auf der Suche nach Unterstützung oft wenige Möglichkeiten in der Auswahl ihrer Sponsoren hat, sollte das Marketing eines Produktes kreativer und authentischer angegangen werden.
  • Fankommunikation spielt im professionellen Radsport eine zweitrangige Rolle, da Fans nicht direkt zum Einkommen eines Teams beitragen. Durch die derzeitige Abhängigkeit von Sponsorengeldern stehen Sponsor Relations an erster Stelle. Dies schafft die Notwendigkeit von klaren und eventuell sogar strikten Kommunikationsguidelines im Bezug auf Kommunikation der Fahrer mit den Fans und Medien.
  • Um den Wiedererkennungswert eines Teams über die Änderung von Sponsoren und Teamnamen hinweg beizubehalten, sollten Teams versuchen, eine klare Corporate Identity zu etablieren. Für eine erfolgreiche Kommunikation mit Fans sollte es an einem zusammenhängendem Image, sowie an einer kreativen Social Media Präsenz arbeiten. Dies kann sich am Ende positiv auf Sponsor Relations und der Finanzierung eines Teams auswirken.