Land: USA | Räder/Komponenten: Cervélo/Shimano | offizielle Website: slipstreamsports.com | Hauptsponsoren: Garmin (Hersteller von GPS-gestützen Navigationssystemen) / Sharp (Consumer Electronics) / Barracuda Networks (Anbieter von IT-Produkten im Bereich Netzwerke und Datensicherheit)

Ryder Hesjedal – Foto: Laurent Brun (Flickr) CC BY-NC-SA
Historie: Ihren Ursprung fand das Team unter der Leitung von Ex-Profi Jonathan Vaughters in den beiden Teams Garmin-Chipotle und dem Cervélo Test Team, welche im Jahr 2011 fusionierten. Garmin-Sharp’s letzte Saison war geprägt durch krasse Höhen und Tiefen – und dies nicht nur auf die Teamleistung bezogen. Nach dem Sieg bei der Giro d’Italia mit Ryder Hesjedal war Garmin bei der Tour de France mit am schlimmsten von den zahlreichen Stürzen betroffen, dennoch gewannen sie eine Etappe durch einen erfolgreichen Ausreissversuch von David Millar. Schlagzeilen machte Garmin im letzten Jahr vor allem durch Doping, jedoch waren es in diesem Fall die Geister der Vergangenheit in Form von Lance Armstrong und US Postal, die einige Beteiligten einholten. Jonathan Vaughers, sowie die Fahrer Tom Danielson und Dave Zabriskie sind alle ehemalige Teamkollegen von Lance Armstrong – sie wurden im Rahmen der USADA Untersuchung unter Eid vernommen und gaben zu, in der Vergangenheit bei US Postal/Discovery Channel zu Dopingpräparaten gegriffen zu haben. Was folgte, war ein heiß diskutiertes, auf sechs Monate verkürztes Berufsverbot, zum größten Teil außerhalb der Saison, möglich gemacht durch Absprache mit der USADA und deren Kronzeugenregelung. Da die Taten teilweise nicht verjährt waren, hätte laut UCI Statuten eine 2-jährige Sperre folgen müssen – die UCI erhob aber keine Einwände, sodass alle, auch in anderen Teams betroffene Fahrer, seit dem 01. März wieder freigestellt sind.
Garmin-Sharp hat, bezogen auf Doping, einen etwas anderen Ansatzpunkt, als andere Teams. In den Verträgen, die die Fahrer mit dem Team und ihrem Management abschließen, wird eine unbedingte Kooperation mit den Behörden, vor allem wenn es um Doping geht, vorausgesetzt. Selbstverordnete absolute Offenheit gegenüber Fans und Journalisten wird vor allem durch die Person Jonathan Vaughters repräsentiert, der über Twitter seine Meinung vertritt, durch Radsportforen geistert (und auch dort unbeabsichtigt seinen Fahrer Tom Danielson vorzeitig als Ex-Doper outete) oder in den Kommentaren unter Newsartikeln mit Trollen und Kritikern diskutiert. Während andere Teams noch Null-Toleranz für ehemalige Doper propagieren, kann man, sofern man als geläuterter Doper einen sauberen Neuanfang starten will und den Leistungs- und Charaktertest besteht, bei Garmin-Sharp einen Vertrag unterzeichnen. Dennoch wird nicht jedem ehemaligen Dopingsünder ein Vertrag angeboten, Jörg Jaksche zum Beispiel passte charakterlich und auch von der ungedopten Leisung her einfach nichts ins Team, so Vaughters. Das Team wusste im Fall von Danielson und Zabriskie vor dem Rest der Welt von den Dopingvergehen ihrer Athleten, andere Fahrer begannen ihre Karriere bei Garmin als Ex-Doper. David Millar, der bei Cofidis EPO nahm, saß bereits eine zwei-jährige Sperre ab, so auch Thomas Dekker, der zu seiner Zeit bei Rabobank positiv auf EPO getestet wurde.
Um das Team auch ohne verbotene Mittel zu Erfolgen zu führen, setzt Vaughters und sein Management darauf, dass es vor allem ohne übertriebenen Leistungsdruck und „graue Bereiche“, wie die noch immer weit verbreitete intravenöse Einnahme von Vitaminen und der Zugabe von Koffein und erlaubten Schmerzmitteln, gehen kann. Die richtige Taktik, gesehen zuletzt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, und technische Innovationen am Rad und an der Kleidung, spielen neben anderen Dingen eine wichtige Rolle. Die letzten Erfolge zeigen anscheinend, dass da etwas dran sein muss. Wenn Garmin-Sharp das erste Team ist, welches einen kompletten Neuanfang mit einer selbst verordneten sauberen Ethik durchsetzte, solche Erfolge feiert, bedeutet dies, dass das Fahrerfeld an sich sauberer ist als vorher? Wenn uns die vergangenen 20 Jahre im Profiradsport eins gelehrt haben, dann die vorsichtige Empfehlung, immer eine gesunde Skepsis beizubehalten.

Dan Martin – Foto: Kei-Ai (Flickr) CC BY
Die wichtigsten Fahrer: Ryder Hesjedal ist als verdienter Überraschungssieger der Giro d’Italia eine Gefahr, mit der man bei den großen Rundfahrten rechnen muss. Der Kanadier hatte sich in den Jahren zuvor vor allem als Domestik hervorgetan – an seinen Fähigkeiten als Allrounder hatte jedoch nie jemand gezweifelt. Garmin gab ihm bei der Giro genug Freiheiten und ein paar fähige Helfer an die Seite. Eine wichtige Rolle spielte dennoch, dass Profil der letztjährigen Rundfahrt (viele Zeitfahrkilometer, nicht zu viele Bergankünfte) seinen Stärken entsprach und ihm zum Sieg verhalf. In diesem Jahr wird es schwieriger für ihn, seinen Titel zu verteidigen. Bei der Tour de France hat Garmin einen Plan B: Daniel Martin gewann in diesem Jahr neben dem wichtigen Ardennenklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich ausserdem die Katalonien Rundfahrt. Als Neffe von Stephen Roche (und daher Cousin von Saxo Bank – Tinkoff’s Nicolas Roche) ist er der neue irische Hoffnungsträger und scheint die Hoffnungen nach einer verheißungsvollen letzten Saison in diesem Jahr auch erfüllen zu können.
Aus dem Team Garmin haben sich in diesem und im letzten Jahr unverhoffte Talente hervorgetan, neben Hesjedal und Martin führte deren Nachwuchsfahrer Andrew „The Pit Bull“ Talansky zwei Tage lang die Gesamtwertung von Paris-Nizza an und wurde nur knapp von Team Sky’s Richie Porte auf den zweiten Platz verdrängt. Seinem Spitznamen machte er bei Paris-Nizza alle Ehre – er attackierte oft, war aber darin auch taktisch nicht unbedingt ausgereift. Garmin wandelte sich von einem Team, dessen Stärken mit Tyler Farrar und dem ehemaligen Garmin-Profi Thor Hushovd in den Sprints lag und auch einige starke Zeitfahrer (Dave Zabriskie, David Millar, Rohan Dennis) in seinen Reihen hat, zu einem Team, was nach und nach starke Allrounder auf Podien platziert.
Hinterlassen Sie den ersten Kommentar