Pavé, Pannen, Pathos – Paris-Roubaix.
Das epischste aller Eintagesklassiker (und auch eines der ältesten). Jedes Jahr, seit dem Jahr 1896, am zweiten Sonntag im April, quälen sich die Fahrer in der „Hölle des Nordens“. Bei trockenem Wetter werden die Fahrer von Staub eingehüllt, an nassen Tagen von Schlamm bedeckt. Eines der gefährlichsten und spannendsten Rennen der Saison!

RATATATATAT! über’s Pavé – Foto: racciari (Flickr) CC-BY-NC-SA
Im Jahr 2011 führten insgesamt 51km über Kopfsteinpflaster, was bei 259 Gesamtkilometern zwar nicht nach viel klingt, aber den gesamten Rennverlauf entscheidet. Jedes Jahr endet das Rennen unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Zuschauer im Freiluftvelodrom von Roubaix, auf welchem die Fahrer noch zwei Runden absolvieren und eventuell ein Schlusssprint über den Sieger entscheidet.
Das großartige an Paris-Roubaix sind die Chancen für Überraschungssieger. Wenn der Favorit eine Panne am Rad hat, stürzt oder einfach die falsche Taktik verfolgt, hat derjenige, welcher sein Rad am besten beherrscht und das meiste Glück mitbringt die größten Chancen. Da das Feld durch die Stürze oder durch die zahlreichen Ausreißversuche auseinander gerissen wird, sind die Teamwägen mit den Ersatzrädern oft erst sehr spät zur Stelle. Im Vorraus wird innerhalb der Teams abgesprochen, wer dann Räder von seinem Rad abgeben muss, um Edelhelfern oder Favoriten auszuhelfen.
Wie schnell das Peloton trotz der Straßenverhältnisse unterwegs ist, sieht man z.B. in diesem Video. Der Fahrer mit dem Platten ist Jan Schaffrath.
Wer am Ende im Velodrom von Roubaix die Trophäe, einen riesigen Pflasterstein auf einem Sockel, in die Luft stemmen darf, entscheidet oft auch das Glück. Danach folgt eine gemeinsame kalte Dusche in den historischen Beton-Duschkabinen des Velodroms, dessen Wände mit Plaketten der Sieger geschmückt ist.
Fun Facts:
- Das erste Rennen im Jahr 1896 entschied der bisher erste und letzte deutsche Sieger Josef Fischer für sich, auch weil sein schärfster Konkurrent auf der Stecke von einem Hund attackiert wurde.
- 2-facher Sieger in Roubaix, Sean Kelly, hatte nach eigener Aussage noch drei Tage nach dem Rennen schmerzen beim Wasserlassen.
- Die Kameramänner benutzen Motocross Motorräder, damit die Aufnahmen nicht zu sehr verwackeln.
- Die meisten Fahrer fahren auf Alurahmen, da Carbon auf dem Pave‘ zu anfällig ist.
- Der Sieger aus dem Jahr 2011, Johann VanSummeren fuhr die letzten 10 Kilometer mit einem Loch im Reifen, aus dem langsam die Luft entwich.
- Typischste aller Verletzungen: Blasen an den Händen von den Vibrationen am Lenker.
- Kurt Asle-Arvesen fuhr das Rennen rund 20km im Stehen da sein Sattel erst brach und dann abfiel.
- 1995 gewann Franco Ballerini und ließ sich mit dem Satz „Ich ging übers Wasser, so wie Jesus.“ zitieren
- Die Pavé-Passagen dürfen nur an diesem Sonntag mit dem Auto befahren werden. Sie werden ausschließlich für das Rennen geschützt und regelmässig aufgebessert.
- Im Jahr 2010 führte die dritte und eine der spannendsten Etappen der Tour de France über 13 Kilometer der berühmten Kopfsteinpflasterpassagen von Arenberg, auf denen sich Fränk Schleck direkt das Schlüsselbein brach. Massive Proteste der anderen Fahrer folgen.

Der Sieger von 2011, Johan Van Summeren bei der Zieleinfahrt. Oben läuft ihm seine Freundin entgegen, welcher er daraufhin einen Heiratsantrag machte. – Foto: fsteele770 (Flickr) CC-BY-NC-ND
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