Radsportklassiker in Kürze erklärt: Lüttich-Bastogne-Lüttich

Das älteste und hügeligste Rennen auf dem Kalender und auch offiziell der letzte Frühjahrsklassiker in dieser Saison; Liége – Bastogne – Liége, wie es im wallonischen Teil Belgiens heisst, ist zudem eins der härtesten Klassiker des Jahres.  Die vielen Anstiege der “La Doyenne” (Die Älteste) belohnt die aggressivsten Fahrer im Feld, weshalb es auf der letzte Hälfte der Strecke nach Lüttich zu ständigen Attacken kommt. 22 Tage nach der Flandern Rundfahrt und durch die darauffolgenden Klassiker zahlreichen Kilometern in den Beinen, fällt es einigen Fahrern nicht leicht bei jeder dieser Attacken mitzuhalten, alleinige Ausreissversuche sind taktisch äußerst unklug und daher selten. Eine späte Attacke kann entweder zu einem spektakulärem Scheitern oder einem mutigen Sieg führen.

Der Waldweg über den Côte de Wanne - Foto: JMHNK () CC BY-NC

Der Waldweg über den Côte de Wanne – Foto: JMHNK (Flickr) CC BY-NC

Das dritte und letzte Rennen der Ardennenklassiker führt zuerst über 95 Km relativ flacher Strecke direkt nach Bastogne und schlängelt sich über 163 Km durch die schöne Adrennenregion wieder zurück nach Ans, einem nördlichen Vorort von Lüttich. Der Rückweg beinhaltet kaum einen flachen Streckenabschnitt und die schwersten Berge, darunter den Haute-Levée, La Redoute und den Col de Forges, alle zwischen 1 Km bis 6,4 Km lang. DerCôte de „La Redoute“ kommt relativ spät im Rennen, nach ca. 230Km und hat eine Steigung von 14-15%.

In den letzten 50 Kilometern warten vier Anstiege auf die Fahrer. Auf einem der letzten, bei 20 verbleibenden Kilometern nicht auf dem Streckenprofil verzeichnete, versteckte Anstieg, dem „Falkenhügel“ Côte de la Roche aux Faucons, werden bei 1,5 Km Gesamtlänge und 9% Steigung oft die entscheidendsten Attacken gefahren. Entscheidend aus dem Grund, weil nach dem Falkenhügel nur eine kurze Abfahrt von 500m folgt, direkt danach führt eine 1,6 Km lange Rampe bei 5,5% Steigung hoch zum Dorf Gonhis – dieser Teil wird oft unterschätzt, viele Fahrer verlieren spätestens hier den Anschluss.

Die Siegerliste von Liége – Bastogne – Liége ist durchzogen von Klassikerfahrern, aber auch sehr guten Kletterern. Hier gewannen neben Philippe Gilbert, Sean Kelly und Paolo Bettini auch Alexandre Vinokurov und Andy Schleck.

Das Rennen wird oft von schlechtem, wechselhaften Wetter beeinflusst, in vergangenen Rennen fiel sogar teilweise Schnee.

Philippe Gilbert und Steve Cummings im Jahr 2010 Foto: lamanzone (Flickr</a<) CC BY-NC-ND

Philippe Gilbert und Steve Cummings im Jahr 2010 Foto: lamanzone (Flickr) CC BY-NC-ND

Fun Facts:

  • Im Jahr 1980 fing es ab dem Start des Rennens heftig an zu Schneien. Bernard Hinault attackierte auf den letzten 80 Km und kam mit 10 Minuten Vorsprung ins Ziel. Zwei Finger seiner rechten Hand waren durch die Kälte so stark beansprucht, dass er sie erst nach drei Wochen wieder vollständig bewegen konnte.
  • Als Andy Schleck im Jahr 2011 am Falkenhügel attackierte, folgten ihm sein Bruder Fränk und Philippe Gilbert. Gilbert hing die beiden Brüder an der Zielline ab und komplettierte seine Siegesserie in den drei Ardennenklassikern
  • Im Jahr 2012 wurden Emails aus dem Jahr 2010 entdeckt, in denen Alexandr Vinokurov den Russen Alexandr Kolobnev aus einem gegnerischen Team 150.000€ anbot, um ihm zum Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich zu verhelfen. Beide schafften es in eine Ausreissergruppe, Vinokurov gewann das Rennen.
  • Das Rennen wurde das erste Mal im Jahr 1892 ausgetragen, verlor zwei Jahre durch die Weltkriege, weshalb im Jahr 2014 das 100. Jubiläum stattfinden wird.

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