In dem Teil Belgiens mit der größten Anzahl an Radverrückten, ist die Ronde van Vlaanderen den Flamen ihr liebstes Rennen. Neben Lüttich-Bastogne-Lüttich und Flèche Wallonne ist dies das beliebteste und offiziell schönste belgische Radrennen. Die Ronde gehört zu den sogenannten fünf Monumenten des Radsports, wer hier gewinnt, dem umgibt für Immer die magische Aura eines steinharten Klassikersiegers.

Über Kasseien und Hellige – Foto: Cindy Trossaert (Flickr) CC-BY-NC
Erstmals im Jahr 1913 führte die Ronde van Vlaanderen, kurz Ronde, quer durch Westflandern. Bis zum Jahr 2011 führte die ca. 250km lange Strecke traditionell nach Meerbeke, dieses Jahr führt sie jedoch vom Marktplatz in Brügge hinauf nach Oudenaarde – die Planänderung kam durch ein sattes finanzielles Angebot von Seiten der neuen Zielstadt zustande. An dem typischen Streckenprofil; mehrere Abschnitte über Kopfsteinpflaster (flämisch: Kasseien), flache, freie Strecken mit viel Wind und über ca. 16 kleine, aber harte Anstiege, wird sich jedoch nicht viel ändern.
Mehr als 800.000 Fans warteten im Jahr 2011 entlang der Straßen, die Sensationshungrigsten unter ihnen versammelten sich bis 2011 entlang der „Muur“ – der Mauer von Gardersbergen, dem vorletzten Anstieg vor dem Ziel mit einer Steigung von teilweise 20% und einem unbarmherzigen Bodenbelag aus aufwendig restaurierten Kasseien. Mit dem Wechsel des Zielortes der Rundfahrt ist eine Streckenführung über die Muur ab 2012 leider nicht mehr möglich. Somit verliert die Ronde einen ihrer einzigartigsten und schönsten Symbole… Der Paterberg, ein nicht minder schwieriger Anstieg von 400m und durchschnittlich 12,5% Steigung, wurde zu dem Zweck in die Streckenführung aufgenommen, um die schwächsten Fahrer kurz vor dem Ziel auszusortieren.
Durch den Platzmangel und den unabwendbaren Rückstau durch Stürze (am Paterberg sind die Wege teilweise nur drei Meter breit), passiert es nicht selten, dass Fahrer anhalten müssen und es, gerade bei schlechtem Wetter auf rutschigen Steinen, nicht mehr schaffen die Steigung zu bewältigen. Absteigen ist allerdings nur der letzte Ausweg, in der Regel helfen den Fahrern schreiende Flamen zurück aufs Fahrrad und schieben sie Notfalls selbst den gesamten Berg hoch. Nicht nur eine clevere Taktik hilft dem Sieger, auch die Wahl der richtigen Übersetzung am Rad muss vorher scharf überdacht werden. Wer auf gerader Strecke schnell unterwegs sein will, läuft Gefahr sich beim nächsten harten Anstieg mit einem zu großen Kettenblatt beim Antritt die Knöchel zu brechen. Fahrradwechsel sind wegen der Gefahr eines Rückstaus nicht erlaubt.

2011, Die erste Gruppe am Koppenberg: Cancellara, Chevanel, Gilbert, Leukmans & Evans – Foto: crosby_cj (Flickr) CC-BY-NC-ND
Fun Facts:
- ein belgischer Fan der Flandern Rundfahrt hat es mittlerweile zu Berühmtheit gebracht. Sein vom Schreien knallrot angelaufenes Gesicht ziert jedes Jahr wieder die Fotos aus Gaardersbergen.
- Zu Ehren des größten flämischen Radsportlers steht ein Denkmal für Eddy Merckx oben auf der Muur, obwohl er das Rennen im Hinblick auf seine knapp 500 Siege „nur“ zwei Mal gewann.
- Fabian Cancellara liebt das Rennen, weil er sich zwischen den jubelden Zuschauern fühlt wie „ein kleiner Krieger, ein Gladiator in der Arena“.
- Im Jahr 2011 brachte die 96. Austragung des Rennens den 67. belgischen Sieger. Nur 29 Fahrer aus anderen Ländern konnten hier gewinnen.
- Der traditionelle Anstieg am Koppenberg wird nur noch selten befahren, da es im Jahr 2006 bei schwierigen Wetterverhältnissen und zahlreichen Stürzen nur insgesamt zehn Fahrer schafften, nicht abzusteigen. Der Koppenberg wird auch wegen der Sturzgefahr „Friedhof der Ambitionen“ genannt.
- David Millar kann sich an ca. 20 Minuten des Rennens von 2010 nicht mehr erinnern, er hatte vor Erschöpfung eine „out of body experience“.
Seasonopening: Ronde van Vlaanderen 2013…
Noch zwei Tage bis ich gemeinsam mit Stefan die Ronde van Vlaanderen bestreiten werde. 16.000 Wielertouristen werden auf drei Streckenlängen an den Start gehen. Ab Brügge kann man eine 240km lange Strecke fahren, die der Strecke der Profis, die am Oste…