Seit 21 Tagen inkl. zwei Ruhetagen vertreibt uns die Tour de France die tägliche Langeweile mit internen Streits, Dopingenthüllungen, alten Fotos, Reißzwecken und: Peter Sagan. Hier ein Überblick der letzten Woche:
Bis zur heutigen Etappe haben 44 Fahrer die Tour verlassen – entweder um sich letztendlich noch auf die Olympischen Spiele vorzubereiten oder aufgrund von Stürzen und Knochenbrüchen. Die einzigen mit neun Fahrern noch kompletten Teams sind BMC, Liquigas, Lotto-Belisol und Saxo Bank-Tinkoff Bank. Rabobank ist nur noch zu viert und somit das kleinste noch anwesende Team. Dennoch ist diese Entwicklung nicht ungewöhnlich. Zum Vergleich: bei der zur Skandal-Tour von 1998 mussten am Ende 91 Fahrer unter anderem aufgrund von Verwicklungen ihrer Teams in den Festina-Skandal ausschieden.
Ein Foto macht erneut die Runde. Es war im Jahr 1999 entstanden, als David Millar für das Manx International Race auf der Isle of Man trainierte. Ein kleiner, frecher Junge kam auf ihn zu, fragte ihm nach einem Autogramm und einem Foto und sagte zu ihm: „Meine Freunde werden sooo neidisch sein!“. Der selbe freche Junge klopfte beim Start der Tour 2007 in London an seiner Hoteltür und überreichte ihm das eingerahmte Foto mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Mark Cavendish war damals 14 Jahre alt, mit 21 unterschrieb er seinen ersten Profi Vertrag bei T-Mobile.
Chris Froome attackierte am letzten Donnerstag während der 12. Etappe überraschend auf dem Weg nach La Toussuire seinen eigenen Teamleader, indem er auf den letzten zwei Kilometern aus der Gruppe heraus schoss und Nibali, Van den Broeck, Brajkovic und Bradley Wiggins hinter sich liess. Grosse Verwirrung: Meuterei bei Team Sky? Will Froome nur mal kurz zeigen, dass er besser ist als Wiggins? Nach knapp hundert Metern wurde Froome vom Teamwagen über Funk zurückgepfiffen. Froome dazu: „Ich hab mich gut gefühlt und ich musste attackieren. Ich habe nur die Situation gecheckt und geguckt was passierte. Ich hatte Spass da draussen und habe versucht das Beste rauszuholen.“. Nicht erst seit dem letzten Jahr, als Chris Froome seinen Teamleader Wiggins am Angliru abzuhängen drohte, läuft die Debatte, ob Sky nicht das falsche Team für den in Kenia geborenen Briten ist. In einem Interview mit L’Eqiupe sagte er, seine Anstrengungen in der Tour de France für Wiggins sei „ein sehr sehr großes Opfer“. „Ich könnte diese Tour gewinnen, aber nicht mit Sky. Ich will nicht Lügen, es ist schwer, aber es ist mein Job.“.
Was ist Froomes Absicht, wenn er seinen Teamleader davon fährt? Er könnte zeigen wer von beiden der stärkere Kletterer ist – dennoch ist klar, dass Wiggins ihn im letzten Zeitfahren überholen würde, Bradley Wiggins ist trotz allem noch der komplettere Fahrer. Froome steigert seinen Marktwert durch die kleinen Spitzen gegen seinen Leader enorm – er dürfte er dennoch recht gut verdienen, in dem neben BMC und Radioshack-Nissan (von den ausbleibenden Gehaltszahlungen und Steuerproblemen abgesehen) finanziell am besten ausgestattete Team der ProTour Liga; sein Vertrag wurde nach der Vuelta um letzten Jahr bis 2014 verlängert. Christopher Froome könnte auch die Taktik verfolgen, den Druck seines Teamleaders auf sich umzulegen und die Presse von Wiggins verbalen Ausfällen abzulenken. Letztendlich hofft er auf den Toursieg im nächsten Jahr: „Wenn es Bergankünfte gibt, dann hoffe ich, dass Sky aufrichtig sein wird, und mir alle Teamkollegen mit derselben Loyalität zur Seite stehen werden, wie ich sie heute zeige.“
Aua. Heute versuchte Chris Anker Sørensen die obligatorische Zeitung, welche für die kalten Abfahrten ins Trikot gesteckt wird, aus seinen Vorderradspeichen zu befreien, als sich seine linke Hand darin verfing und er stürzte. Sørensen fuhr das Rennen mit blutigem weißen Lenkerband zwar zu Ende, braucht jedoch nach aktuellem Stand eine Hauttransplantation an seinen Fingern und kann eventuell morgen nicht mehr an den Start gehen.
Sein 2. Platz bei der gestrigen Etappe ließ ihn auf Platz 14 aufrücken – die beste Platzierung für sein Team Saxo Bank-Tinkoff Bank, bis er durch den heutigen Unfall auf Platz 24 zurückfiel.
Keine News ohne Frändy. Nach ersten Medienberichten sollen Fränk und Andy Schleck einen Vertrag beim Team Astana für 2013 unterschrieben haben. Möglich machen das die durch den „Verdacht auf Geldwäsche“ ausbleibenden Gehaltszahlungen ihres aktuellen Teams Radioshack-Nissan, was einen vorzeitigen Ausstieg aus dem bis 2014 gültigen Vertragsverhältnis erlauben. Ein Treffen mit Astana sollte am letzten Ruhetag stattfinden, wurde jedoch aufgrund von Fränk’s positiver A-Probe verschoben.
Die gelben Sky Helme hatten zu Beginn der Tour nicht nur Aufsehen erregt, sondern auch für gemischte Gefühle unter Fans mit einem anständigen Sinn für Stil gesorgt. Selbst Teammitglieder dachten ähnlich, so auch Pete Kennaugh mit einer Kritik, die dem Helmsponsor Kask nicht gefallen dürfte:
Radioshack-Nissan führt mittlerweile die Teamwertung an. Die offizielle Erklärung, warum sie sich gegen gelbe Helme entschieden: sie sind nicht Pflicht (was aus der offiziellen Schrift der ASO nicht hervorgeht). Tatsächlich war RNST eines von zwei Teams, welches sich als Einzige gegen gelbe Helme entschieden hatte.
Reisszwecken auf dem Asphalt bei der 14. Etappe der Tour de France. 30 Platten und ein sichtlich hilfloser Teammanager: Jim Ochowitz‘ unbeholfener Versuch Cadel Evans beim Reifenwechsel zu helfen, zusammen geschnitten und unterlegt mit dem berühmten Benny Hill Song, hat es bereits auf knapp 8000 Views auf YouTube gebracht (auch durch einen Tweet von George Hincapie, welcher das Drama dieses Tages mit Humor nahm):
Wir vermissen Thor. Und dabei sind wir sicher nicht die Einzigen. Thor Hushovd hatte sich während der Tour 2009 in unsere Herzen gefahren, als er sich die Punkte für sein grünes Trikot nicht nur durch den einen Etappensieg holte, sondern auch durch seinen Alleingang zu den Zwischensprintwertungen bei der 17. Etappe – inklusive gut gelaunter Grüße in die Kamera. Im letzten Jahr trug der 80kg Mann das Maillot Jaune überraschend für 8 Tage – auch über Bergetappen hinweg.
In dieser Saison beim Team BMC hatte Thor kein Glück. Nachdem er seine Ziele bei den Klassikern nicht erreichen konnte und Aufgaben bei der Giro und der Polen Rundfahrt folgten, hat er nun auch offiziell die Olympischen Spiele absagen müssen. Laut seinem Teamdoktor ist es „Pfeiffersches Drüsenfieber oder ein ähnlicher Virusinfekt“, welcher ihn seit Beginn der Saison plagt. Das norwegische olympische Straßenradteam wird sich nun auf einen eventuellen Sieg von Edvald Boasson Hagen konzentrieren.
Peter Sagan signiert Brüste. Mehr muss man dazu sicher nicht sagen:
Und zum Abschluss noch ein sehr niedliches Video, was die Texterin bereits in die Sky Sports News gebracht hat. „Town Called Paris“ zur Melodie von The Jam’s „Town Called Malice“:
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