Die Saison neigt sich dem Ende zu und wie jedes Jahr gibt es erhebliche freiwillige und unfreiwillige Wechsel zwischen den Teams. Die Teams Vacansoleil-DCM und Euskatel-Euskadi werden im nächsten Jahr nicht mehr existieren. Das Team Vacansoleil hat sich mit einer Notlösung in der letzten Minute behelfen müssen, während der geplante Neuaufbau vom Team Euskatel unter Fernando Alonso letztendlich doch scheiterte. In der zweiten Liga betrifft es Teams wie Sojasun und Champion System, deren Suche nach neuen Sponsoren als fast aussichtslos beschrieben wird. Leopard-Trek wird ab nächster Saison als Team Trek weiter machen und nicht allen Fahrern wird ein neuer Vertrag angeboten.
Eine Entscheidung zwischen Gehaltskürzung oder Vertragsende
Thomas de Gent hätte eine Gehaltskürzung von satten 80% hinnehmen müssen, bevor er einen last-Minute Vertrag bei Omega Pharma – QuickStep unterschrieb. Ein Teil seiner Teamkollegen beginnen die neue Saison in dem Nachfolgeteam von Vacansoleil auf ProContinantal Level, eine Liga unter dem ProTour Status. Eine Notlösung – das Team wird unter dem Namen des ehemaligen Vacansoleil co-sponsors Wanty weiterbestehen.
Auch Alberto Contador verzichtet auf 15% seines Gehalts, um seinem Team Saxo Bank nach dem Ausstieg des Bankiers Oleg Tinkoff als Nebensponsor über Wasser zu halten. Durch den Rückzug des extravaganten russischen Multimillionärs fehlen dem Team sechs Millionen Euro für die nächste Saison. Tinkoff steht derzeit mit Cannondale in Verhandlungen als neuer Co-Sponsor.
Auch das Team Leopard-Trek wird sich zwangsweise umstrukturieren müssen. Die Radfirma Trek übernahm die Lizenz des Teams und verpflichtete Fahrer wie die Schleck Brüder und Jens Voigt, aber dem Gewinner der Vuelta, Chris Horner, wurde kein neuer Vertrag angeboten. Horner war vor der Vuelta aufgrund von Verletzungen in der Versenkung verschwunden, durch seinen Grand Tour Sieg stiegen seine Gehaltsansprüche, welche die meisten Teams so spät in der Transferphase nicht mehr erfüllen können.
Eine vorbelastete Generation
Chris Horner liess am 07. Oktober seinen Frust über seinen noch ausbleibenden Profivertrag auf Twitter ab. In 24 Tweets beschrieb er den Verlauf seiner Profikarriere, wies auf seine Erfolge und sein Comeback in diesem Jahr hin. Er ist mit 41 Jahren der älteste Grand Tour Gewinner überhaupt, wurde aber durch die Jahre in seiner Karriere, in denen eine weit verbreitete Dopingkultur herrschte, nie von Dopingspekulationen verschont. Die Vorwürfe, dass er zu einem der geschwärzten Namen in den USADA Dokumenten zur Untersuchung gegen Lance Armstrong gehört, wies er zurück.
Die größte Veränderung steht jedoch Garmin-Sharp bevor. Das Team wechselt seine Strategie seit dem Sieg der Giro d’Italia im Jahr 2012 in Richtung junger, starker Talente für das Gesamtklassement. Dem Sprinter Robbie Hunter wurde nach 14 Profijahren kein neuer Vertrag angeboten, andere Fahrer kamen der Entscheidung von Teammanager Jonathan Vaughters wohl zuvor. Dave Zabriskie und Christian Vande Velde werden ihre Profikarriere im Jahr 2014 nicht weiterführen. Sie hatten im Rahmen der Untersuchung der USADA zugegeben, während ihrer Zeit bei US Postal und Discovery Channel gedopt zu haben und gehören somit zu der „verlorenen“ Generation von Fahrern, die angaben, dem Druck des Systems nachgegeben zu haben.
Auch Stuart O’Grady wählte den freiwilligen Ausstieg in die inaktive Zeit seiner Profilaufbahn. Der Australier gab zwar zu in den 90er Jahren gedopt zu haben, fügte aber hinzu, nach der Festina Affäre im Jahr 1998 nicht mehr zu Dopingmitteln wie EPO gegriffen zu haben.
Dem Basken Mikel Astarloza wurde mit dem Ende von Euskatel keine andere Wahl gegeben, als in Rente zu gehen. Er wurde nach der Tour 2009 positiv auf EPO getestet und gilt daher auf dem Transfermarkt sicher als schwer vermittelbar.
Denis Menchov gab bereits im Mai bekannt, aufgrund von Knieproblemen seine Karriere zu beenden. Er verbrachte sein erfolgreichstes Jahr im Team Rabobank, dessen Dopingvergangenheit erst in diesem Jahr aufgerollt wurde. Positiv getestet wurde er nie.

Juan Antonio Flecha wechselte erst zur Saison 2013 zu Vacansoleil-DCM
Foto: Laurie Beylier (Flickr CC-BY-NC-SA
Juan Antonio Flecha war erst zu dieser Saison zu Vacansoleil gewechselt. Der 36-jährige entschied sich dazu, die Suche nach einem neuen Vertrag aufzugeben, das Angebot im Team Wanty nicht wahrzunehmen und die Radschuhe endgültig an den Nagel zu hängen. Auch er war Fahrer beim Team Rabobank – während der Zeit, in der laut Aussage ehemaliger Rabobank-Profis wie Thomas Dekker innerhalb des Teams gedopt wurde. Dennoch wurde auch Flecha nie positiv getestet oder im Zusammenhang mit dem Dopingssystem genannt.
Der Spanier Luis León Sánchez konnte sich nie ganz von den Vorwürfen lösen, mit Eufamio Fuentes zusammengearbeitet und Blutdoping betrieben zu haben. Im Team Belkin war er, als zu Beginn des letzten Jahres die Verhandlung gegen Fuentes begann, plötzlich unerwünscht. Ihm wurde der Start bei Rennen untersagt und bei den Rennen die er bestritt, konnte er bis auf den Etappensieg bei der Belgien-Rundfahrt nicht überzeugen. Es bleibt abzuwarten, ob und wann der 29-jährige seinen Ruhestand bekannt gibt.
Ein Neuanfang?
Auch wenn die Veränderungen im Peloton durch das Karriereende vieler Profis in diesem Jahr besonders auffallen, bedeutet dies nicht, dass dies der Schlussstrich ist, den sich viele Fans und wahrscheinlich selbst betroffene Profis herbeisehnen. Blutdoping wurde, soweit wir es wissen, bis in die späten Nullerjahre hinein betrieben. Die „Generation EPO“ macht jedoch nach und nach den Weg frei für eine neue Generation, die hoffentlich aus den Fehlern ihrer Vorgänger gelernt und sich nicht dem Druck ausgesetzt fühlen, für gute Resultate verbotene Substanzen nehmen zu müssen.
Vor allem ungeständige Fahrer, die sich in ihrer Laufbahn einen unerlaubten Vorteil verschafft haben, sollte der Verbleib in diesem Beruf auch von Seiten der Teammanager erschwert werden. Viele sprechen sich für eine Null-Toleranz Standpunkt aus, in dem vorbelastete Fahrer auf keiner Ebene einen Wiedereinstieg in den Sport gestattet wird. Team Sky handhabt dies so, Orica-GreenEdge rückte zuletzt wieder davon ab.
Der Radsport war, wie wir heute wissen, fast 15 Jahre lang in Doping-Machenschaften verwickelt. Der dadurch entstandene Schaden ist kaum messbar und vor allem in Deutschland spürbar, dennoch würden durch den Verlust von Know-How und Erfahrung dem Sport zu viel verloren gehen. Ein weitere Problem: Wo kann man die Grenze ziehen? Sind diejenigen, die in Dopingverfahren verwickelt waren, denen aber nichts nachzuweisen ist und nie gestanden, von einer Null-Toleranz Regelung betroffen? Manche Probleme lösen sich offenbar von selbst, wenn der Druck auf Doper weiterhin hoch gehalten wird. Es ist nur Schade, dass dies im Rahmen von einem akuten Sponsorenmangel in der Liga passiert.
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