Die nationalen Straßenradmeister 2013

Am gestrigen Sonntag wurden in den meisten Ländern in nationalen Meisterschaften die Fahrer bestimmt, die ein Jahr lang die Ehre haben, als bester Vertreter ihres Landes ihr Trikot den jeweiligen Farben anzupassen. Neben der verbesserten Sichtbarkeit aus der Helikopterperspektive gilt das Tragen des Landesmeistertrikots als besonderes Prestige, da sich die Träger oft ohne Teamunterstützung das Trikot erkämpft haben. Nationale Straßenmeisterschaften sind hart für die Fahrer, jeder tritt so sehr er kann in die Pedalen um sich frühzeitig abzusetzen. Eine Taktik gibt es dabei eher selten, was die Rennen für Zuschauer besonders spannend macht – schade, dass die meisten der Rennen nicht im Fernsehen übertragen werden. Die Trikots sind natürlich nicht nur wegen ihres Alleinstellungsmerkmals im Peloton beliebt, der Streifen am Trikotärmel gibt ehemalige Meister auch nach der Weitergabe des Trikots noch Jahre danach zu erkennen.

Auf Strecken mit bis zu 200 Kilometern fährt oft jeder gegen jeden, und die Fahrer, die sich teilweise seit bescheidenen Anfängen auf Vereinsebene kennen und sich in den üblichen Rennen eher selten ins Gehege kommen, werden dort ohne Teamorder aufeinander losgelassen.

Teilweise arbeiten Teammitglieder natürlich trotzdem zusammen gegen das Feld, so zum Beispiel geschehen bei den Teamkollegen bei Lotto-Belisol, Marcel Sieberg und Andre Greipel, wobei „Sibi“ seinen besten Kumpel direkt zum Sieg verhalf:

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Deutscher Meister: Andre Greipel

Andre Greipel gewann seinen ersten Deutschen Meistertitel vor Gerald Ciolek und John Degenkolb in strömendem Regen in Wangen im Allgäu. Zwei Tage zuvor verteidigte Tony Martin seinen Titel als Zeitfahrmeister. Bei den Damen gewann Trixi Worrack den Straßenmeistertitel, Lisa Brennauer ist nationale Zeitfahrmeisterin.

 

Lieferten sich ein hartes Rennen: David Millar & Mark Cavendish

Lieferten sich ein hartes Rennen: David Millar & Mark Cavendish

Wie hart das Rennen bei den Briten war, kann man im Gesicht von David Millar und Mark Cavendish ablesen. Die beiden hatten sich mit den beiden Sky-Fahrern Pete Kennaugh und Ian Stannard frühzeitig in einer 4-er Gruppe absetzen können und machten am Ende den Titel unter sich aus, wobei Mark Cavendish sich mit deutlichem Vorsprung seinen ersten Britischen Meistertitel holen konnte. Laut Millar tratt er für 4,5 Stunden durschnittlich 371 Watt in die Pedalen – ein verdammt hartes Rennen.

Den Britischen Zeitfahrmeistertitel holte sich Alex Dowsett, obwohl er in der letzten Runde auf dem Kurs gestürzt war. Der Sieger des Einzelzeitfahrens der diesjährigen Giro d’Italia beweist derzeit eine sehr gute Form und konnte sich den Titel bereits zum dritten Mal holen. Bei den Frauen gewannen zwei Vertreterinnen aus der British Cycling Akademie, die wir schon aus dem Bahnradsport kennen: Lizzie Armitstead (Road) und Joanna Rowsell (TT).

 

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Niederländischer Meister: Johnny Hoogerland

Johnny Hoogerland’s letzte Saison wurde durch Verletzungen überschattet, daher ist es schön zu sehen, dass er seine lange erfolglose Phase mit dem Sieg der Niederländischen Meisterschaften beenden konnte. Sein Teamkollege Lieuwe Westra gewann bei den Zeitfahrern – ein gutes Zeichen für Vacansoleil, die gerade nach einem neuen Sponsor suchen.

Ellen Van Dijk setzte sich bei den Frauen im Zeitfahren durch, im Straßenrennen besiegte Lucinda Brand überraschend ihre Teamkollegin Marianne Vos.

 

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Strahlende Zukunft: Arthur Vichot wurde Französischer Meister

FDJ’s Arthur Vichot gilt als Frankreichs neuer Hoffnungsträger. Der 24-jährige gewann im letzten Jahr eine Etappe bei der Dauphiné und lag seinem Teamkollegen Thibaut Pinot weinend in den Armen, nachdem dieser die achte Etappe der Tour de France 2012 gewann. Natürlich werden beide auch in diesem Jahr bei der Tour de France antreten, Vichot wird sicher versuchen, im Französischen Meistertrikot eine Etappe zu gewinnen oder sogar versuchen, es gegen das Weisse Trikot des besten Nachwuchsfahrers einzutauschen. Silvain Chavanel verteidigte währenddessen sein Zeitfahrmeistertrikot, so auch Pauline Ferrand-Prevot bei den Damen. Elise Delzenne gewann das Meistetrikot auf der Straße.

 

Michi Schär wurde zum ersten Mal Schweizer Meister - Foto: Cindy Trossaert (Flickr) CC-BY-NC

Michi Schär wurde zum ersten Mal Schweizer Meister – Foto: Cindy Trossaert (Flickr) CC-BY-NC

Michi Schär gilt als einer der beliebtesten Fahrer im Peloton, dementsprechend zahlreich und positiv auch die Rückmeldungen, als er seinen ersten Schweizer Straßenmeistertitel gewann. Dem Schweizer Hauptsponsor BMC hat es sicherlich auch gefallen. Schär ist auch ein talentierter Zeitfahrer, gegen Fabian Cancellara kam er jedoch in diesem Jahr nicht an. Patricia Schwager (RR) und die Fahrerin mit dem passenden Namen Doris Schweizer (TT) gewannen in den Frauendisziplinen.

 

Foto: Laurie Beylier (Flickr) CC-BY-NC-SA

Thor Hushovd wurde zum dritten Mal Norwegischer Meister – Foto: Laurie Beylier (Flickr) CC-BY-NC-SA

Und noch Mal BMC: Thor Hushovd wollte den norwegischen Meistertitel unbedingt – die Strecke führte in diesem Jahr durch seine Heimatstadt Grimstad. Nach einer durch Verletzungen verkorksten letzten Saison findet er langsam zu alter Form zurück. Dies ist nach 2004 und 2010 sein dritter Titel. Den Vorjahressieger Edvald Boasson Hagen verwies er auf den dritten Platz, jedoch gewann dieser das Zeitfahren.

 

Slovakischer Meister: Peter Sagan, wer sonst!

Slowakischer Meister: Peter Sagan, wer sonst!

 Zu guter letzt ein verschwommenes Handyfoto aus der Slowakei – wenig überraschend verteidigte Peter Sagan seinen Meistertitel auf der Straße (oder in diesem Fall auf einer Tartanbahn), während Peter Velits Zeitfahrmeister wurde.

Eine Auflistung aller nationalen Meister findet ihr auf The INRNG und bei Velorooms.

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